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Pflegeheim schließt Viren und infektiösen Abfall weg
Erschienen am 02.02.2021
Der Keim bleibt in der Tüte: Schwester Jana (l.) und Schwester Korinna, beide Pflegekräfte im Marienstift Schwarzenberg, legen einen luft- und wasserdichten Abfallsack in die neue Müllpresse. Foto: Carsten Wagner
Jens Glänzel – Entwickler
Foto: Carsten Wagner
Für Sie berichtet
Mario Ulbrich
Das Marienstift in Schwarzenberg testet eine Müllpresse, die Krankheitserreger im Abfall unschädlich macht. Entwickelt wurde das Gerät von einer Chemnitzer Firma.
Schwarzenberg.
Die Intensivpflegestation im Marienstift Schwarzenberg. Schwester Jana und Schwester Korinna schieben einen Wagen über den Flur. Sie sammeln Abfälle aus den Patientenzimmern ein: Inkontinenzmaterial, Tupfer, Verbände, verbrauchte Schutzkleidung. Eine heikle Arbeit, bei der die Frauen Latexhandschuhe und Mundschutz tragen müssen. Kommen sie mit den kontaminierten Abfällen in Berührung, besteht das Risiko, sich zu infizieren oder Erreger weiterzutragen.
Ein paar Minuten später ist die Gefahr gebannt, Jana und Korinna haben Viren und Keime sicher beseitigt - in einem luft- und wasserdichten Müllsack. Dafür waren nur wenige Handgriffe erforderlich. Den Rest erledigte eine Hightech-Müllpresse, die im Marienstift seit einigen Tagen im Einsatz ist.
"Auf unserer Intensivpflegestation haben wir derzeit sieben Patienten mit Keimen. Da liegt es nahe, das Gerät hier zu testen", sagt Anja Müllerbauer, die Leiterin des Pflegeheims der Erzgebirgischen Krankenhaus- und Hospitalgesellschaft (EKH). Alle Kollegen der Spätschicht auf der Intensivpflegestation sind im Gebrauch der Apparatur namens Vacumet eingewiesen. Bewährt sich diese, will die EKH sämtliche Stationen im Marienstift und weitere Einrichtungen mit solchen Müllpressen ausrüsten, sagt Geschäftsführer Thoralf Bode. "Wir haben schon länger diskutiert, wie wir unseren Müll keimfrei entsorgen können. Die Corona-Pandemie war die Initialzündung, zu handeln."
Entwickelt wurde die Vakuumpresse von der Kasu GmbH aus Chemnitz. Inhaber Jens Glänzel wollte mit seiner Erfindung der Verbreitung von multiresistenten Keimen in Krankenhäusern und Pflegeheimen etwas entgegensetzen. Aber die Technik macht natürlich auch Coronaviren unschädlich. "In vielen Einrichtungen landet Müll aus den Patientenzimmern in einem Funktionsraum", sagt Glänzel. "Dann kommt der Hausmeister und fährt die Plastiktüten durch die Gänge zum Müllcontainer. Dabei verteilt er Aerosole mit Krankheitserregern im ganzen Haus." Die Vakuumpresse direkt auf der Station schließt kontaminierte Abfälle sicher in Spezialsäcken ein. Keime und Viren werden nicht weitergetragen. Die abgesaugte Luft wird in einem Reaktor mit ultraviolettem Licht, Ozon und Desinfektionsmittel behandelt. "Das macht Erreger unschädlich", sagt Glänzel. Dass seine Erfindung funktioniert, wurde ihm von Deutschlands "Hygiene-Papst" Klaus-Dieter Zastrow bescheinigt.
Seit fünf Jahren produziert Glänzels Firma die sterile Müllpresse. Doch obwohl das Thema Krankenhauskeime berüchtigt ist, renne er nicht überall offene Türen ein, sagt er. "Manche Geschäftsführer sind interessiert, andere sagen, es ging doch all die Jahre auch so."
EKH-Chef Thoralf Bode sieht neben dem hygienischen Umgang mit Klinikabfällen einen zweiten Vorteil in vakuumverpacktem Müll. "Die Anlage reduziert das Abfallvolumen etwa auf die Hälfte", sagt er. Auch das ist in Corona-Zeiten ein mehr als willkommener Effekt. Hat ein Patient das Virus, müssen die Pflegekräfte, die ihn betreuen, Schutzkleidung tragen. Bereits nach einmaligem Gebrauch ist diese zu entsorgen. Das sorge derzeit für den dreifachen Müllanfall.
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